Dönz im Abendblatt
Foto: Christiane Tauer |
Sprötze. Vier besondere Dörfer brauchen auch ein ganz besonderes Museum. Diese Ansicht hat den Verein Heimatmuseum "Vierdörfer Dönz" in Sprötze dazu bewogen, das denkmalgeschützte sogenannte Rauchhaus an der Niedersachsenstraße zu erwerben. Dort, in dem Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1760, soll das Museum noch in diesem Jahr sein festes Quartier beziehen und über die Historie der vier in spezieller Weise miteinander verbundenen Dörfer Trelde, Kakenstorf, Sprötze und Drestedt informieren. Der angemietete Museumsstandort direkt am Sprötzer Bahnhof wäre dann Geschichte.
Zu verdanken hat der Museumsverein das Ganze dem Vereinsmitglied Hans-Jürgen Pingel. Zu der Kaufsumme von 60.000 Euro hat er allein 50.000 Euro beigesteuert - "ansonsten hätten wir es niemals geschafft", sagt der Erste Vorsitzende Klaus Schuur dankbar. Mit dem Erwerb des knallroten Hauses ist es aber noch nicht getan, der Verein steht nun vor der Aufgabe, das Gebäude zu renovieren.
Erste Kostenschätzungen gingen von 100.000 Euro aus, sagt Schuur. 30.000 Euro sind kürzlich aus dem Programm "Zur Förderung kleiner Museen" vom Land Niedersachsen gekommen, 15.000 Euro steuerte der Sprötzer Ortsrat bei, und auch die Sparkasse gab etwas dazu. Bleiben noch rund 50.000 Euro, die unter anderem mithilfe von Sponsoren und Mitteln aus dem Denkmalschutz-Topf gestemmt werden sollen. "Das Problem ist nur, dass wir von der Denkmalschutz-Stelle keine vorgezogene Genehmigung bekommen, damit wir schon jetzt mit den Arbeiten beginnen können", sagt der 68-jährige.
Denn es gibt in dem reetgedeckten Haus viel zu tun. In den 1960er-Jahren hatten die damaligen Besitzer den Stall im vorderen Teil des Gebäudes in eine Wohnung verwandelt und dafür die Ständer im Giebel entfernt und das Fachwerk durch Klinkersteine ersetzt. Was den historischen Wert des Hauses angeht, sah man es damals offensichtlich nicht so eng. All das soll nun rückgängig gemacht werden.
Schuur hat keinen Zweifel, dass das Gebäude die Umbauten ohne Probleme überstehen wird, schließlich hat es schon einen weitaus größeren Eingriff hinter sich gebracht: Ungefähr im Jahr 1893 wurde das alte Rauchhaus - der Name geht darauf zurück, dass das Gebäude anfangs keinen Schornstein hatte - komplett auf Rollen gesetzt und von seinem ursprünglichen Standort gegenüber dem Bahnhof an die Niedersachsenstraße verfrachtet.
Bei einem Blick ins Innere ist es derzeit schwer vorstellbar, dass das Haus bis vor zwei Jahren noch bewohnt war. In der Küche steht ein etwa hundert Jahre alter Herd, die Türen sind ungefähr ebenso alt und auf dem Dachboden lagerte noch Heu, das dort vermutlich mehrere Jahrzehnte verbracht hatte. Einige der Vereinsmitglieder haben bereits mit vorbereitenden Arbeiten begonnen. "Wenn die richtigen Bauarbeiten beginnen, wollen wir aber eine Firma damit beauftragen", sagt Schuur.
Geplant ist, im vorderen Teil des Hauses die jährlich wechselnde Ausstellung zur Geschichte der Vierdörfer zu installieren, während der hintere Teil unter anderem für Veranstaltungen genutzt werden soll. Auch das 600 Quadratmeter große Grundstück und die 200 Quadratmeter Pachtland will der Verein nutzen, um sich endlich zu entfalten. Das Gebäude selbst ist mit seinen 100 Quadratmetern etwas größer als das Bahnhofshaus. Für das wiederum muss der Verein bei seinem Auszug direkt einen Nachmieter finden, denn der Mietvertrag läuft noch fünf Jahre. "Wichtig wäre nur, dass er alles im jetzigen Zustand übernimmt, denn sonst müssten wir zurückbauen." Erst vor fünf Jahren haben sie das Haus für 20.000 Euro renoviert.
Für den Verein ist der Umzug in das neue, schmucke Museumsgebäude allen Hindernissen zum Trotz eine Chance. Er will bei noch mehr Besuchern Interesse für die Geschichte der Vierdörfer wecken, deren Anfänge auf die Zeit Karls des Großen zurückgehen. Sie gehörten damals zum Kirchspiel Hollenstedt, mit dessen Hilfe die Region südlich der Elbe missioniert werden sollte. 1852 kam es zur Gründung der Samtgemeinde Vierdörfer, aus der Trelde im Jahr 1900 ausschied und selbstständige Gemeinde wurde. Die anderen drei Dörfer taten es 1919/20 gleich. Die Selbstständigkeit sollte jedoch nur einige Jahrzehnte währen, seit 1972 gehören Sprötze und Trelde zu Buchholz, Kakenstorf gehört zu Tostedt und Drestedt zu Hollenstedt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner ist aber nach wie vor geblieben.